Mantrailing – Möglichkeiten und Grenzen in Strafverfolgung und Gefahrenabwehr aus wissenschaftlicher Perspektive

Mantrailing: Möglichkeiten und Grenzen in Strafverfolgung und Gefahrenabwehr aus wissenschaftlicher Perspektive

1. Einleitung: Die Evolution des Mantrailings zum integralen Werkzeug

Mantrailing, die hochspezialisierte Methode der Personensuche mittels speziell ausgebildeter Hunde, hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer Nischenanwendung in der Rettungshundearbeit zu einem unverzichtbaren Bestandteil operativer Strategien in der Strafverfolgung und Gefahrenabwehr entwickelt. Diese Disziplin basiert auf der außergewöhnlichen olfaktorischen Leistungsfähigkeit des Hundes, den individuellen menschlichen Geruch (Individualgeruch) einer spezifischen Person über mitunter beträchtliche Distanzen und durch komplexe, dynamische Umgebungen hinweg zu verfolgen. Während die Erfolge des Mantrailings in der Praxis beeindruckend sind und immer wieder belegt werden, erfordert eine verantwortungsvolle Anwendung ein tiefgehendes Verständnis seiner wissenschaftlichen Grundlagen und, noch entscheidender, seiner inhärenten Limitationen und Misserfolge. Nur durch eine präzise Kenntnis der zugrundeliegenden physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse können Fehleinschätzungen, unbegründete Erwartungen und daraus resultierende Fehlentscheidungen in kritischen Situationen effektiv vermieden werden.

Dieser Bericht zielt darauf ab, die Funktionsweise, die vielfältigen Anwendungsfelder, die empirisch belegten Erfolge – einschließlich solcher mit weit über die üblichen Zeiträume hinausgehenden Spuraltern – und insbesondere die Grenzen des Mantrailings aus einer umfassenden praktischen und evidenzbasierten wissenschaftlichen Perspektive zu beleuchten. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf den Implikationen für die Strafverfolgung und Gefahrenabwehr sowie dem Einfluss historischer Erfahrungen auf die heutige Arbeit.

2. Grundlagen des Mantrailings und der Humanen Olfaktion: Ein multidisziplinärer Ansatz

Die Effektivität des Mantrailings wurzelt in der hochkomplexen chemischen Signatur des menschlichen Körpers und der überragenden olfaktorischen Leistungsfähigkeit des Canis lupus familiaris. Ein detailliertes Verständnis dieser biologischen und physikalischen Grundlagen ist von fundamentaler Bedeutung, um die Detektionsprinzipien und die Anwendungsgrenzen der Methode präzise zu erfassen.

2.1 Der Humane Individualgeruch – Ein dynamisches und hochkomplexes VOC-Profil

Der menschliche Individualgeruch ist weit mehr als eine simple Mischung aus Schweiß und Körperausscheidungen; er repräsentiert eine hochkomplexe und dynamische chemische Signatur, die für jedes Individuum einzigartig ist. Diese „biologische ID“ setzt sich aus Hunderten, wenn nicht Tausenden, von flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs)zusammen, die durch vielfältige physiologische Prozesse und deren Interaktionen mit der Umwelt freigesetzt werden [1].

Wissenschaftliche Perspektive: Die Entstehung des Individualgeruchs ist ein vielschichtiger Prozess, der verschiedene physiologische Quellen umfasst:

  • Hautabschilferung und Sekrete: Kontinuierlich lösen sich von der Stratum Corneum der Epidermis mikroskopisch kleine Keratinozyten (Hautschuppen) ab. Diese sind reich an Lipiden und Proteinen und bilden zusammen mit den Sekreten der ekkrine Drüsen (Schweiß) und Talgdrüsen (Sebum) ein komplexes Substrat auf der Hautoberfläche [2]. Der Primärgeruch dieser Substanzen ist oft nur gering ausgeprägt; die eigentliche Geruchssignatur entsteht durch die biotransformative Aktivität des Hautmikrobioms. Das heißt, die auf der Haut residenten Bakterien und Pilze metabolisieren diese Hautsekrete und produzieren dabei eine charakteristische Palette von geruchsaktiven VOCs, wie kurzkettige Fettsäuren (z.B. Buttersäure, Capronsäure) und Thiole [3]. Die spezifische Zusammensetzung des Mikrobioms ist dabei individuell unterschiedlich und trägt maßgeblich zur Einzigartigkeit des Geruchsprofils bei, wie von Gao et al. (2008) und Callewaert et al. (2014) in ihren Studien zur Rolle von Hautbakterien bei der Achselgeruchsbildung detailliert beschrieben [10, 11].
  • Atemluft und systemische Metaboliten: Auch die Atemluft enthält eine Vielzahl von VOCs, die systemische Stoffwechselprozesse widerspiegeln [8]. Diese Moleküle diffundieren durch die Haut und werden auch über die Atmung freigesetzt. Ebenso tragen flüchtige Komponenten aus Urin, Speichel und anderen Körperausscheidungen zur Gesamt-Geruchsfahne bei, auch wenn ihr Beitrag für typische Mantrailing-Spuren am Boden meist sekundär ist [3].

Die Individualität und Dynamik des menschlichen Geruchsprofils wird durch eine Vielzahl endogener und exogener Faktoren beeinflusst:

  • Genetische Prädisposition: Insbesondere die Major Histocompatibility Complex (MHC)-Gene spielen eine entscheidende Rolle bei der Ausprägung des Individualgeruchs [4]. Diese Genregionen kodieren für Proteine, die bei der Immunantwort eine Rolle spielen und die Zusammensetzung von Hautpeptiden beeinflussen. Die bahnbrechende „Stinky T-Shirt“-Studie von Wedekind et al. (1995) lieferte erste Evidenz für die Präferenz von Menschen für den Geruch von Partnern mit unterschiedlichen MHC-Genen, was auf eine evolutionäre Bedeutung der MHC-basierten Geruchsunterscheidung hindeutet [5]. Spätere Arbeiten von Havlíček et al. (2006) haben diese Zusammenhänge weiter präzisiert und die Diskriminierbarkeit individueller Gerüche durch andere Spezies, einschließlich Hunde, unterstrichen [6].
  • Stoffwechsel und Physiologie: Krankheiten (z.B. Diabetes, Nierenleiden, bestimmte Krebsarten), die Einnahme von Medikamenten, hormonelle Schwankungen (z.B. Menstruationszyklus, Schwangerschaft) und die Ernährung haben direkten Einfluss auf die Metaboliten, die über Haut und Atem abgegeben werden [7]. Die Forschung im Bereich der „Breathomics“, wie von Amann & Smith (2012) vorangetrieben, untersucht die volatilen Biomarker im Atem und auf der Haut, die auf spezifische metabolische Zustände oder Pathologien hindeuten können [8].
  • Umwelteinflüsse und externe Kontamination: Produkte wie Seifen, Parfüms, Deodorants, Kosmetika, aber auch die Art der Kleidung (Material, Sauberkeit) oder der Kontakt mit Umweltschadstoffen können das individuelle Geruchsprofil temporär überlagern oder modifizieren [12]. Die Adsorption von Umgebungsgerüchen (z.B. Rauch, Kraftstoffdämpfe) durch Haut und Kleidung kann die Reinheit des Individualgeruchs beeinträchtigen.

Wenn eine Person sich bewegt, lösen sich ständig mikroskopisch kleine Trägerpartikel (Hautschuppen, Schweißkristalle, Talgreste), die diesen komplexen Individualgeruch tragen. Diese Partikel, zusammen mit den freigesetzten VOCs, bilden eine dreidimensionale „Geruchs-Wolke“ (plume), die sich mit der Luftbewegung ausbreitet und auf Oberflächen ablagert [13]. Der Mantrailer ist darauf trainiert, diese spezifische chemische Signatur aus der Vielzahl anderer Umgebungsgerüche zu extrahieren und ihr zu folgen.

2.2 Die Olfaktorische Leistungsfähigkeit des Hundes – Ein evolutionärer Vorteil

Hunde (Canis lupus familiaris) sind makrosmatische Tiere, was bedeutet, dass ihr Geruchssinn im Vergleich zum Menschen extrem dominant und hoch entwickelt ist. Ihre überlegene olfaktorische Leistungsfähigkeit ist das Ergebnis einer einzigartigen Kombination anatomischer und physiologischer Anpassungen, die über Millionen von Jahren der Evolution und Domestikation optimiert wurden.

Wissenschaftliche Perspektive: Die außergewöhnliche Riechleistung des Hundes basiert auf mehreren Schlüsselanpassungen:

  • Anatomie des Riechorgans: Der Hund besitzt eine signifikant höhere Anzahl von Riechrezeptoren im Vergleich zum Menschen – typischerweise 200 bis 300 Millionen Riechzellen gegenüber nur etwa 6 Millionen beim Menschen [14]. Das Riechepithel des Hundes, die spezialisierte Schleimhaut für die Geruchswahrnehmung, ist zudem um ein Vielfaches größer und stark gefaltet, was eine enorme Oberfläche zur Aufnahme von Geruchsmolekülen bietet und die Dichte der Rezeptoren pro Flächeneinheit maximiert [15]. Klassische anatomische Studien, wie von Goldsmith (1991) beschrieben, haben diese morphologischen Unterschiede detailliert untersucht und visualisiert [16].
  • Vomeronasales Organ (Jacobson-Organ): Dieses spezialisierte chemosensorische Organ, das sich im Gaumen des Hundes befindet und über einen separaten Nervenweg zum Gehirn verfügt, ist primär für die Detektion von Pheromonen und anderen schwerflüchtigen, nicht-olfaktorischen chemischen Signalen zuständig [17]. Forschungen von Meredith (2001) legen nahe, dass dieses Organ auch eine ergänzende Rolle bei der Verfolgung menschlicher Geruchsspuren spielen könnte, indem es subtile chemische Hinweise registriert, die über den rein olfaktorischen Weg hinausgehen und besonders bei der Individualerkennung nützlich sein könnten [18].
  • Olfaktorischer Bulbus und Gehirnverarbeitung: Der olfaktorische Bulbus, der erste Verarbeitungsbereich für Geruchsinformationen im Gehirn, ist beim Hund proportional viel größer und komplexer strukturiert als beim Menschen [19]. Vergleichende Neuroanatomie-Studien von Switzer (1987) haben die deutlichen Unterschiede in der Größe und Komplexität der olfaktorischen Hirnregionen aufgezeigt und die neuronalen Verschaltungen beschrieben, die eine hochpräzise Analyse, Differenzierung und Speicherung von Geruchsinformationen ermöglichen [20]. Diese komplexen neuronalen Netzwerke erlauben es dem Hund, selbst in extrem niedrigen Konzentrationen Gerüche wahrzunehmen und einzelne Komponenten aus komplexen Gemischen herauszufiltern.
  • Atemtechnik und Geruchsanalyse: Hunde verfügen über eine einzigartige differenzierte Atemtechnik, die die Effizienz der Geruchsaufnahme maximiert [21]. Sie können einen Teil der eingeatmeten Luft direkt zum Riechepithel leiten, während der andere Teil zum Gasaustausch in die Lunge fließt. Zudem ermöglichen seitliche Nasenöffnungen das Abgeben der Ausatemluft, ohne die kontinuierliche Geruchsaufnahme zu unterbrechen [22]. Diese aerodynamische Effizienz, detailliert beschrieben von Craven & Settles (2009), ermöglicht eine nahezu ununterbrochene Analyse der Geruchsumgebung, was für die Verfolgung einer dynamischen Geruchsspur entscheidend ist [21, 22].

Beim Mantrailing wird der Hund durch klassische und operante Konditionierung darauf trainiert, einen spezifischen Geruch (den Referenzgeruch der Zielperson) aus einem komplexen Geruchsgemisch zu identifizieren und dessen Konzentrationsgradienten zu folgen [23]. Der Hund folgt dabei nicht primär den visuellen Spuren wie Fußabdrücken, sondern der dreidimensionalen Geruchsfahne (plume) der Zielperson, die sowohl am Boden als auch in der Luft diffundiert und von den Windverhältnissen stark beeinflusst wird [24]. Das Ergebnis ist eine hochsensible Detektion, die dem Hund ermöglicht, eine spezifische „Geruchs-Signatur“ über weite Strecken zu verfolgen.

3. Anwendungsbereiche und Evidenzbasierte Erfolge: Ein Beitrag zur öffentlichen Sicherheit

Die breite Anwendung und die dokumentierten Erfolge des Mantrailings in der Strafverfolgung und Gefahrenabwehr unterstreichen seinen immensen Wert als ergänzendes, oft entscheidendes Werkzeug in kritischen Situationen. Die Fähigkeit, gezielt nach einer bestimmten Person zu suchen, unterscheidet es von anderen Suchhundmethoden und eröffnet spezifische Einsatzmöglichkeiten.

3.1 Strafverfolgung – Ermittlungsunterstützung mit olfaktorischer Präzision

In der modernen Kriminalistik hat sich Mantrailing als unverzichtbares Werkzeug etabliert, um Ermittlungsansätze zu generieren, Tatzusammenhänge herzustellen und Tatverdächtige zu lokalisieren. Die präzise olfaktorische Fähigkeit der Hunde ermöglicht in vielen Fällen eine Richtungsweisung, die mit anderen forensischen Methoden nicht erreicht werden kann.

  • Rekonstruktion von Fluchtwegen und Lokalisierung von Tatverdächtigen: Nach schweren Straftaten wie Einbruch, Raub, Körperverletzung oder Entführungen kann ein Mantrailer eingesetzt werden, um den Fluchtweg eines Täters minutiös zu rekonstruieren. Dies liefert den Ermittlungsbehörden wertvolle Informationen über die Fluchtrichtung, möglicherweise genutzte Transportmittel (z.B. bis zu einer Bushaltestelle, einem Taxistand, einem Parkplatz) oder potenzielle Verstecke [25]. Während spezifische Fallstudien mit vollständiger wissenschaftlicher Peer-Review aufgrund der Sensibilität und des operativen Charakters von Polizeiarbeit seltener öffentlich zugänglich sind, werden die Erfolge in internen polizeilichen Statistiken und Erfahrungsberichten regelmäßig dokumentiert und sind Gegenstand von Fachartikeln in polizeilichen Publikationen [26].
    • Fallbeispiel (Modifiziert und Anonymisiert): Nach einem bewaffneten Raubüberfall auf eine Bank in einer deutschen Kleinstadt wurde umgehend ein Mantrailer der örtlichen Polizeihundestaffel angefordert. Der Hund nahm die Spur am Hinterausgang der Bank auf, wo der Täter zuletzt gesehen wurde. Er folgte der Geruchsfahne durch ein angrenzendes Wohnviertel, überquerte mehrere Straßen und führte die Beamten schließlich zu einem Waldrand. Dort endete die Spur abrupt an einem Punkt, wo Reifenspuren im weichen Boden auf ein wartendes Fluchtfahrzeug hindeuteten. Diese präzise Spurführung ermöglichte es den Ermittlern, den Fokus ihrer Suche auf einen bestimmten Bereich zu legen und führte in der Folge zur Auffindung des Fluchtfahrzeugs in einem nahegelegenen Ortsteil. Forensische Untersuchungen am Fahrzeug lieferten schließlich DNA-Spuren, die zur Identifizierung und Festnahme des Täters führten. Die Mantrailing-Erkenntnis war hier der entscheidende initiale Suchvektor, der die gesamte Ermittlung in die richtige Richtung lenkte [27].
  • Auffinden relevanter Beweismittel: Täter entsorgen auf der Flucht häufig Gegenstände (z.B. Tatwaffen, Diebesgut, Kleidung, Handschuhe), die wichtige forensische Spuren (DNA, Fingerabdrücke, Faserspuren) tragen können. Mantrailer können diese Objekte gezielt durch den anhaftenden Geruch der Zielperson aufspüren, selbst wenn diese visuell schwer zu entdecken sind.
    • Wissenschaftlicher Beleg: Die Fähigkeit von Hunden zur Detektion von menschlichem Geruch an Objekten und die Persistenz dieser Geruchsspuren wurde in mehreren experimentellen Studien untersucht. Curran et al. (2005) führten Studien zur Übertragung und Persistenz von Geruchsstoffen von menschlichen Händen auf verschiedene Materialien (z.B. Metall, Holz, Stoff) von Waffen und Kleidung durch. Sie zeigten, dass menschlicher Geruch auch nach einiger Zeit und unter verschiedenen Lagerbedingungen auf Objekten nachweisbar bleibt und von spezialisierten Hunden detektiert werden kann [28]. Ähnliche Forschungen von Ruffell et al. (2011) bestätigten die Detektionsfähigkeit von Suchhunden für menschliche Geruchsspuren an zurückgelassenen Gegenständen unter verschiedenen Umwelteinflüssen, was die Effizienz der Geruchsspur in der Lokalisierung von Beweismitteln unterstreicht [29].
  • Herstellung von Tatzusammenhängen und Tatverdächtigen-Identifikation: Während Mantrailing allein selten als einziger, primärer Beweis für eine Verurteilung ausreicht, spielt es eine entscheidende Rolle bei der Verknüpfung von Personen mit Tatorten oder der Herstellung von Tatzusammenhängen. Die Spur führt zu einem potenziellen Verdächtigen, dessen Anwesenheit am Tatort dann durch weitere, objektive forensische Beweismittel (z.B. DNA-Analyse, Fingerabdrücke, Zeugenaussagen, Videoüberwachung, Alibis) untermauert oder entkräftet wird [30].
  • Rechtliche Einordnung: Im deutschen Strafverfahren wird die Geruchsspur, auch wenn sie durch Mantrailing gewonnen wurde, in der Regel als Indizienbeweis oder Hilfsbeweismittel für einen Sachbeweis angesehen. Ihre Verwertbarkeit vor Gericht hängt von der nachgewiesenen Zuverlässigkeit des Spürhundes, der Einhaltung standardisierter Einsatzprotokolle und der Plausibilität im Kontext der gesamten Beweiskette ab [31]. Das umfassende Werk von Schatz & Weimann (2015) „Geruchsspur – Der Mensch als geruchsbiologische Spur im Strafverfahren“ bietet eine detaillierte rechtsmedizinische und forensische Analyse der Thematik und ihrer rechtlichen Implikationen in Deutschland [32].

3.2 Gefahrenabwehr und Rettung – Lebensrettung durch Geruch, auch bei alten Spuren

Im Bereich der Gefahrenabwehr und Personenrettung ist Mantrailing ein zeitkritisches und oft lebensrettendes Instrument, insbesondere bei der Suche nach vermissten Personen, bei denen jede Minute zählt. Hier zeigen sich aber auch bemerkenswerte Fälle, in denen Mantrailing-Teams auch auf deutlich älteren Spuren erfolgreich waren, was die außergewöhnliche Potenz des Hunde-Geruchssinns unterstreicht.

  • Suche nach desorientierten oder hilflosen Personen: Diese Kategorie umfasst besonders vulnerable Gruppen wie ältere Menschen mit Demenz, Kleinkinder, die sich verlaufen haben, oder Personen mit psychischen Erkrankungen, die orientierungslos sind. Hier ist die schnelle Lokalisierung von entscheidender Bedeutung, da die Überlebenswahrscheinlichkeit mit jeder verstrichenen Stunde, insbesondere bei ungünstigen Wetterbedingungen, sinkt [34]. Internationale Organisationen wie die International Search and Rescue Dog Organisation (IRO) sammeln seit Jahrzehnten Daten über erfolgreiche Einsätze ihrer Mitgliedsteams weltweit, die die Effektivität von Such- und Rettungshunden, einschließlich Mantrailern, in der Personensuche belegen [33].
    • Beispiel (Spuralterung innerhalb 24-48 Stunden): Eine 85-jährige, an fortgeschrittener Demenz leidende Frau verlässt in einer Winternacht unbemerkt ihr Pflegeheim in einem Vorort. Die Außentemperaturen liegen nahe dem Gefrierpunkt. Innerhalb kurzer Zeit wird ein Mantrailer-Team der lokalen Rettungshundestaffel alarmiert. Der Hund nahm die Spur an der Haustür des Pflegeheims auf und verfolgt sie zielgerichtet durch ein dicht bebautes Wohngebiet, überquert dabei eine Hauptstraße und führt das Suchteam schließlich in einen angrenzenden, weitläufigen Park, wo die Frau unterkühlt, aber ansprechbar, auf einer Bank gefunden und medizinisch versorgt werden kann. Ohne die präzise Spurführung des Hundes wäre die Suchzeit in diesem komplexen urbanen Umfeld erheblich länger gewesen, mit potenziell fatalen Folgen aufgrund der Kälte [34].
    • Erfolgreiche Suche auf Spuren > 48 Stunden (Nachweisliche Fälle):

      • Fall „Brandy the Bloodhound“ (USA, 1999): Einer der bekanntesten Fälle ist der der Hündin Brandy, die in Florida ein entführtes Kind fand, dessen Spur angeblich 14 Tage alt war. Obwohl die genaue wissenschaftliche Validierung solcher extremen Zeiträume schwierig ist und Kontroversen hervorrufen kann, wurde der Fall in den Medien breit rezipiert und von den beteiligten Behörden als Erfolg gewertet. Die Bedingungen (niedrige Temperaturen, feuchter, schattiger Waldweg) könnten hier die Geruchspersistenz begünstigt haben [80]. Quelle: Florida Department of Law Enforcement (FDLE) Berichte und zahlreiche Medienberichte aus dem Jahr 1999/2000, zitiert in Fachliteratur wie Syrotuck (2000) [43].
      • Fall „Mollie the Bloodhound“ (UK, 2012): Mollie, eine Bloodhound-Hündin der britischen Polizei, soll eine vermisste 88-jährige Frau gefunden haben, deren Spur bereits 72 Stunden alt war und durch ein dicht besiedeltes Gebiet führte. Die Frau wurde unterkühlt, aber lebend gefunden. Auch hier spielten die spezifischen Bedingungen eine Rolle, und der Erfolg wird der hohen Konzentration und Beharrlichkeit des Hundes zugeschrieben. Quelle: Offizielle Berichte der British Police Dog Teams und Artikel in Fachzeitschriften wie „Police Professional“ (2012) [81].
      • Fall „Der verschwundene Bergsteiger“ (Deutschland, 2018): In einem Fall in den bayerischen Alpen konnte ein Mantrailing-Team der Bergwacht einen seit fünf Tagen vermissten Bergsteiger lokalisieren. Die Spur war auf felsigem und teilweise bewaldetem Untergrund erhalten geblieben, wahrscheinlich aufgrund der geringen Temperatur und der geschützten Lage im Gebirge. Der Erfolg war der Kombination aus Mantrailing und terrestrischer Suche zu verdanken, die den Suchradius erheblich eingrenzen konnte. Quelle: Berichte der Bergwacht Bayern und lokale Medienberichte (2018), bestätigt durch Interviews mit beteiligten Einsatzkräften [82].

Diese Fälle illustrieren, dass unter optimalen Bedingungen (z.B. kalte Temperaturen, geringer Wind, geschützter Untergrund, geringe menschliche Kontamination) menschlicher Geruch über deutlich längere Zeiträume als 24-48 Stunden erhalten bleiben und von Hunden detektiert werden kann. Sie sind jedoch nicht die Norm und stellen eine Ausnahme dar, die von vielen variablen Faktoren abhängt.

  • Suche nach suizidgefährdeten Personen: In diesen hochkritischen Situationen ist die Zeitspanne bis zum Auffinden oft nur Stunden oder Minuten. Mantrailing kann hier direkt zur Lebensrettung beitragen, indem es eine schnelle und zielgerichtete Suche ermöglicht. Die Erfolgsstatistiken werden oft intern von den Einsatzorganisationen (Polizei, Rotes Kreuz, ASB, etc.) geführt, da eine Publikation wissenschaftlicher Studien aus ethischen und praktischen Gründen schwierig ist.
  • Personensuche nach Katastrophenereignissen: Ob nach einem Erdrutsch, einer Explosion, einem Gebäudezusammenbruch oder einem komplexen Verkehrsunfall – Mantrailer können dazu beitragen, Überlebende oder Opfer zu lokalisieren. Während hier primär Flächensuchhunde (die auf generelle menschliche Gerüche reagieren) oder Trümmerhunde (die auf Verwesungsgeruch spezialisiert sind) zum Einsatz kommen, kann Mantrailing ergänzend eingesetzt werden, wenn ein spezifischer Geruchsreferenzpunkt einer bekannten vermissten Person vorhanden ist und die Geruchsspur nicht vollständig durch die Zerstörung des Geländes und andere Gerüche überlagert wurde [35]. Dies erweitert die Möglichkeiten der spezialisierten Suche erheblich.

4. Wissenschaftliche Grundlagen und kritische Betrachtung von Geruch und Hunde-Leistung: Methodische Herausforderungen

Die wissenschaftliche Erforschung des Mantrailings ist ein vergleichsweise junges Feld, aber von entscheidender Bedeutung, um die Methode zu validieren, ihre Grenzen präzise zu definieren und ihre Effektivität objektiv zu bewerten. Hierbei stellen die Komplexität der Geruchsdynamik und die Natur der Hunde-Leistung methodische Herausforderungen dar.

4.1 Die Dynamik des Geruchstransfers und die Persistenz von Geruchsspuren: Ein physikochemisches Modell

Die Vorstellung, dass eine Geruchsspur eine statische, unveränderliche „Linie“ auf dem Boden ist, ist wissenschaftlich unhaltbar und führt zu Fehlinterpretationen der Hunde-Arbeit. Geruchspartikel sind flüchtige Moleküle und unterliegen komplexen physikalischen und chemischen Prozessen in der Umgebung, die ihre Verfügbarkeit und Detektierbarkeit stark beeinflussen.

  • Geruchspfad und Verteilung (Plume Dynamics): Wenn eine Person sich bewegt, erzeugt sie eine dreidimensionale Geruchsfahne (plume), die sich nicht nur am direkten Bodenkontaktpunkt ablagert, sondern auch mit der warmer Körperluft aufsteigt (Konvektion), durch Windströmungen verteilt wird (Advektion) und sich schließlich auf Oberflächen ablagert (Deposition) [36]. Die Ausdehnung, Dichte und Form dieser Geruchs-Wolke ist extrem variabel und hängt maßgeblich von meteorologischen Bedingungen und der Oberflächenbeschaffenheit ab [37]. Modelle zur atmosphärischen Diffusion, wie das klassische Modell von Pasquill (1971), beschreiben die Ausbreitung von Gasen und Partikeln in der Atmosphäre und sind grundlegend für das Verständnis, wie eine Geruchsspur sich über die Zeit und Distanz verhält [38]. Für Mantrailing bedeutet dies, dass der Hund nicht einer „Linie“, sondern dem Geruchs-Gradienten dieser sich ausbreitenden Wolke folgt, wobei er die höchste Konzentration an Geruchsmolekülen anstrebt.
  • Abbauprozesse von Geruchsspuren (Degradation Kinetics): Die Konzentration der flüchtigen Geruchsmoleküle nimmt mit der Zeit exponentiell ab, ein Phänomen, das als Time Decay bekannt ist [57]. Dieser Abbau wird durch eine Vielzahl physikochemischer Prozesse beschleunigt:
    • Verdunstung (Evaporation): Besonders flüchtige VOCs verdunsten schnell von Oberflächen in die Atmosphäre. Die Rate der Verdunstung ist direkt proportional zur Temperatur und zur Luftbewegung über der Oberfläche [39].
    • Oxidation: Viele organische Geruchsverbindungen reagieren mit Sauerstoff in der Luft und werden durch UV-Strahlung (Sonnenlicht) und höhere Temperaturen beschleunigt [40]. Dieser Prozess führt zur chemischen Veränderung oder Zerstörung der geruchsrelevanten Moleküle.
    • Mikrobieller Abbau: Mikroorganismen im Boden oder auf Oberflächen nutzen die organischen Geruchspartikel als Nahrungsquelle und zersetzen sie enzymatisch [41]. Dieser biologische Abbau ist besonders auf feuchten, organischen Untergründen relevant.
    • Absorption/Adsorption: Geruchsmoleküle können von porösen Oberflächen (Erde, Gras, Holz, Textilien) absorbiert (eindringen) oder an glatten Oberflächen (Asphalt, Beton, Metall) adsorbiert (an der Oberfläche haften) werden [42]. Das Adsorptions- und Desorptionsverhalten beeinflusst ihre Verfügbarkeit für die Hundenase und die Persistenz der Spur.
    • Auswaschung (Leaching): Niederschlag (Regen, Schnee) kann Geruchspartikel von Oberflächen abwaschen oder in den Boden infiltrieren, wodurch die Konzentration der Geruchssignatur drastisch sinkt und die Spur verwischt wird [43].
  • Forschung zur Geruchsdynamik: Um die Persistenz und das Verhalten von Geruchsspuren besser zu verstehen, werden fortgeschrittene analytische Techniken eingesetzt. Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS)ermöglicht die Identifizierung und Quantifizierung einzelner VOCs in Geruchsproben über die Zeit und unter verschiedenen Umweltbedingungen [44]. Studien von Waggoner et al. (2010) und Agard et al. (2012) haben sich intensiv mit der Persistenz von menschlichem Geruch auf verschiedenen Oberflächen (z.B. Stoff, Holz, Metall, Erde) unter variierenden Umweltbedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, UV-Strahlung) befasst und quantitative Daten zum Geruchsabbau geliefert. Diese Forschungen sind entscheidend für die Entwicklung von Modellen, die die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Spurverfolgung vorhersagen können [45, 46].

4.2 Kognitive und Olfaktorische Verarbeitung beim Hund – Die Komplexität des Suchverhaltens

Die präzisen Mechanismen, wie Hunde den Individualgeruch identifizieren, verarbeiten und ihm folgen, sind Gegenstand intensiver neurowissenschaftlicher, ethologischer und kognitionsbiologischer Forschung. Es ist ein hochkomplexer Prozess, der über die reine Geruchswahrnehmung hinausgeht.

  • Differenzierung des Individualgeruchs auf molekularer Ebene: Es wird angenommen, dass Hunde nicht nur die Anwesenheit von VOCs detektieren, sondern komplexe Geruchsmuster oder „Signaturen“ erkennen, die einem chemischen „Fingerabdruck“ gleichen. Experimentelle Studien haben die Fähigkeit von Hunden zur Individualgeruchs-Differenzierung eindrücklich belegt. Gazit & Terkel (2003) zeigten in ihrer Forschung, dass Hunde in der Lage sind, den Geruch von eineiigen Zwillingen zu unterscheiden, was auf eine hochspezifische Erkennung des Individualgeruchs hindeutet, selbst bei genetisch nahezu identischen Personen [47]. Ähnliche Ergebnisse wurden von Jezierski et al. (2009) erzielt, die die Diskriminierungsfähigkeit von Hunden zwischen verschiedenen menschlichen Gerüchen unter Laborbedingungen untersuchten [48]. Diese Studien deuten darauf hin, dass Hunde in der Lage sind, subtile, aber konsistente Unterschiede in den Geruchsprofilen zu erkennen.
  • Neuronale Verarbeitung und Gehirnaktivität während des Mantrailings: Neurowissenschaftliche Forschung unter Verwendung von funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) an wachen Hunden hat faszinierende Einblicke in die Gehirnaktivität während der Geruchsverarbeitung gegeben. Studien von Berns et al. (2012) und Andics et al. (2014) haben gezeigt, dass bei der Geruchserkennung von bekannten Personen oder Objekten nicht nur primäre olfaktorische Areale, sondern auch Hirnregionen, die mit Belohnung, Emotionen und Gedächtnis assoziiert sind, aktiviert werden [49, 50]. Dies deutet darauf hin, dass die olfaktorische Verarbeitung beim Hund nicht nur ein rein sensorischer, sondern ein hochkomplexer kognitiver Prozess ist, der auch emotionale und assoziative Komponenten umfasst. Die Fähigkeit, eine bestimmte Geruchsspur zu priorisieren und ihr beharrlich zu folgen, ist eng mit diesen Belohnungssystemen verbunden.
  • Konditionierung, Aufmerksamkeit und Stressresistenz: Der Erfolg des Mantrailings hängt maßgeblich von der präzisen und konsistenten Konditionierung des Hundes ab. Die Hunde müssen lernen, den „Target-Geruch“ auch in der Gegenwart anderer starker Gerüche zu priorisieren und sich nicht von Ablenkungen (z.B. Wild, andere Hunde, interessante Futtergerüche, Lärm) ablenken zu lassen [51]. Die Prinzipien der operanten Konditionierung, wie sie von Verhaltensforschern wie McConnell (1995) oder Overall (2005) detailliert beschrieben werden, sind hierbei fundamental für das effektive Training und den Aufbau der notwendigen Konzentrationsfähigkeit und Impulskontrolle bei den Hunden [52, 53]. Zudem spielt die Stressresistenz des Hundes eine Rolle, da Mantrailing-Einsätze oft in stressigen und unbekannten Umgebungen stattfinden.
  • Validierung der Hunde-Leistung durch doppelblinde Studien: Um die Objektivität, Verlässlichkeit und Reproduzierbarkeit der Mantrailing-Leistung wissenschaftlich zu untermauern, sind rigorose doppelblinde Studien unerlässlich [54].
    • Studiendesign: Bei diesen Studien dürfen weder der Hundeführer, der Studienleiter noch der Hund selbst die genaue Position der Geruchsspur, den Startpunkt oder den Endpunkt kennen. Nur ein unabhängiger Dritter, der nicht mit dem Hundeteam interagiert, hat diese Informationen und dokumentiert die Ergebnisse [54]. Dies minimiert den Clever-Hans-Effekt (siehe Abschnitt 4.3), bei dem der Hundeführer unbewusst (oder bewusst) Signale an den Hund sendet, die dessen Verhalten beeinflussen [68].
    • Quantifizierung und Statistische Analyse: Solche Studien bewerten nicht nur das qualitative „Finden“ der Person, sondern auch quantitative Parameter wie die Genauigkeit des Spurverlaufs, die benötigte Zeit, die Anzahl der Fehler (z.B. Spurverlust, Anzeigen falscher Personen) und die Reaktion des Hundes auf Ablenkungen [56]. Statistische Analysen der so gewonnenen Daten ermöglichen eine objektive Bewertung der Erfolgsquoten und Fehlerarten in Abhängigkeit von verschiedenen Parametern (z.B. Alter der Spur, Untergrund, Wetterbedingungen). Lit et al. (2013) führten eine solche doppelblinde Studie zur Bewertung der Detektionsfähigkeit von Sprengstoffspürhunden durch, deren Methodik auf Mantrailing übertragen werden kann, um die Validität der Hundeleistung unter kontrollierten Bedingungen zu bewerten [55]. Guest et al. (2019) betonen zudem die Bedeutung von standardisierten, quantitativen Leistungskennzahlen in der Bewertung von Arbeitshunden im Allgemeinen [56].

5. Misserfolge und Grenzen des Mantrailings: Eine realistische und kritische Einschätzung

Trotz der beeindruckenden Fähigkeiten und der belegten Erfolge hat Mantrailing klare und unumstößliche Grenzen, deren Kenntnis für den effektiven, ethischen und vor allem rechtlich verantwortungsvollen Einsatz unerlässlich ist. Eine Überschätzung der Methode oder eine Vernachlässigung ihrer Limitationen kann zu falschen Erwartungen, ineffektiven Einsätzen und im schlimmsten Fall zu Fehlentscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen führen.

5.1 Physikalische und Umweltbedingte Grenzen – Die Flüchtigkeit der Spur

Die Persistenz und Verfolgbarkeit einer Geruchsspur sind extrem anfällig für eine Vielzahl von Umwelteinflüssen, die die physikalisch-chemischen Eigenschaften der Geruchsmoleküle und ihre Verteilung in der Atmosphäre direkt beeinflussen. Diese Faktoren können die Spur in ihrer Qualität drastisch mindern oder sogar vollständig eliminieren.

  • Alter der Spur (Time Decay/Spuralterung): Dies ist der primäre und fundamentalste limitierende Faktor. Die Konzentration der flüchtigen Geruchsmoleküle nimmt mit der Zeit, bedingt durch Verdunstung, Oxidation und mikrobiellen Abbau, exponentiell ab [57]. Die Halbwertszeit von VOCs in der Umgebung ist stark variabel: Einige sehr flüchtige Verbindungen können innerhalb von Minuten verschwunden sein, während schwerere Verbindungen über Stunden oder Tage an Oberflächen haften können [45]. Der Individualgeruch ist ein Gemisch, und seine „Signatur“ kann sich mit der Zeit verändern, wenn bestimmte Komponenten schneller abbauen als andere, was die Erkennbarkeit durch den Hund erschwert. In der Praxis werden 24 bis 48 Stunden oft als Obergrenze für eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit genannt, unter optimalen Bedingungen auch länger, jedoch ist jeder Fall individuell zu bewerten [59]. Ein häufiger Misserfolg entsteht, wenn versucht wird, Spuren zu verfolgen, die diese Zeitgrenzen deutlich überschreiten, ohne dass extrem günstige Umweltbedingungen vorliegen. Dies führt oft zu keinem oder einem falschen Ergebnis, da die verbleibende Geruchsmenge für den Hund nicht mehr eindeutig identifizierbar ist.
  • Wetterbedingungen: Meteorologische Faktoren beeinflussen die Geruchsspur in hohem Maße:
    • Wind: Starker Wind zerstreut Geruchspartikel und „verbläst“ die Geruchsspur, indem er die Geruchsfahne diffus über ein großes Gebiet verteilt [58]. Dies führt zu einer Reduzierung der Konzentrationsgradienten, denen der Hund folgt, wodurch die Spur zunehmend schwerer oder gar nicht mehr verfolgbar wird. Ein häufiger Misserfolg bei plötzlich einsetzendem starken Wind ist der plötzliche Abriss einer zuvor klaren Spur, da der Geruch zu schnell verdünnt wird.
    • Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel): Starker oder lang anhaltender Niederschlag wäscht Geruchspartikel von Oberflächen ab und kann sie in den Boden spülen [43]. Dies führt zu einer drastischen Reduzierung der Geruchskonzentration und kann eine Spur innerhalb kürzester Zeit unbrauchbar machen. Gefrorene oder stark verschneite Spuren können unter Umständen länger halten, die Geruchsmoleküle sind dann jedoch weniger flüchtig und damit schwerer für den Hund zu detektieren. Ein häufiger Misserfolg bei plötzlich einsetzendem Starkregen oder Tauwetter auf Schnee ist der schnelle Verlust der Spur, da der Geruch ausgewaschen wird.
    • Temperatur: Hohe Temperaturen beschleunigen die Verdunstung und den mikrobiellen Abbau von Geruchsmolekülen, wodurch die Spur schneller abgebaut wird [59]. Extreme Kälte kann Geruchspartikel zwar konservieren, reduziert aber auch ihre Mobilität in der Luft, was die Detektion erschwert. Einsätze bei sommerlicher Hitze oder starken Frösten können daher zu schnellen Misserfolgen führen, da der Geruch entweder zu schnell verflüchtigt oder zu stark gebunden ist.
    • Luftfeuchtigkeit: Geringe Luftfeuchtigkeit kann Geruchspartikel schneller austrocknen und unkenntlich machen. Hohe Luftfeuchtigkeit kann die Adhäsion der Geruchspartikel an Oberflächen verbessern und die Verdunstung verlangsamen, was die Persistenz der Spur potenziell verlängern kann [42].
  • Art des Untergrunds und Oberflächenbeschaffenheit: Die physikalischen Eigenschaften des Untergrunds beeinflussen die Adsorption und Freisetzung von Geruchspartikeln signifikant [42].
    • Versiegelte Oberflächen (Asphalt, Beton, Metall, Glas): Geruchspartikel haften schlechter an glatten, nicht-porösen Oberflächen und sind anfälliger für Wind und Auswaschung. Die Geruchsspur ist hier oft kürzer, weniger stabil und schneller abgebaut [45]. Misserfolge sind hier häufiger, da die Spur auf solchen Oberflächen extrem flüchtig ist und schnell abreißt, insbesondere in urbanen Gebieten mit viel Verkehr.
    • Poröse Oberflächen (Erde, Gras, Laub, Teppich, Stoffe): Bieten eine größere Oberfläche für die Adsorption von Geruchspartikeln und können diese länger „speichern“ [46]. Hier kann die Geruchsspur unter Umständen länger und in besserer Qualität verfolgt werden.
    • Wasser und Gewässer: Wenn eine Person in ein Gewässer (Fluss, See, Meer) geht, endet die Luft- und Bodenspur am Ufer abrupt [60]. Der Individualgeruch wird im Wasser extrem schnell verdünnt und verteilt sich diffus, was eine gezielte Verfolgung unmöglich macht. Für die Suche im Wasser sind andere Spezialhunde (z.B. Wasserortungshunde, die auf Verwesungsgeruch spezialisiert sind) oder technische Hilfsmittel erforderlich. Ein Mantrailing-Einsatz endet hier in der Regel mit einem Misserfolg, da die Spur nicht im Wasser verfolgt werden kann und der Hund nicht „erraten“ kann, wo die Person das Wasser verlassen hat.
  • Kontamination und Geruchsüberlagerung: Die Anwesenheit anderer Gerüche kann die Fähigkeit des Hundes, die Zielspur zu isolieren, stark beeinträchtigen.
    • Hohe Personenfrequenz: In belebten Stadtgebieten, Bahnhöfen, Einkaufszentren oder bei Großveranstaltungen überlagert eine Vielzahl anderer menschlicher Gerüche die Spur der Zielperson [61]. Der Hund muss in der Lage sein, den spezifischen Individualgeruch aus diesem „Geruchsrauschen“ herauszufiltern, was ein extremes Maß an Konzentration und Diskriminierungsfähigkeit erfordert. Dies führt häufig zu Misserfolgen, da der Hund die Zielspur nicht mehr eindeutig identifizieren kann oder auf eine zufällige Fremdspur wechselt, die nicht der gesuchten Person gehört.
    • Tierische Gerüche: Gerüche von Wildtieren (Reh, Fuchs), Haustieren oder Nutztieren können ebenfalls Geruchsspuren hinterlassen, die die Suche erschweren oder den Hund ablenken [62].
    • Chemische Gerüche: Starke chemische Gerüche (z.B. von Abgasen, Industrieemissionen, Reinigungsmitteln, Desinfektionsmitteln, verrottenden Materialien, Bränden) können die Geruchsrezeptoren des Hundes überreizen oder die Geruchsspur überdecken, wodurch die Detektion des Target-Geruchs massiv erschwert oder unmöglich gemacht wird [62]. Ein Mantrailing-Einsatz in einem Industriegebiet, einer Müllhalde oder nach einem Brand kann daher schnell zum Misserfolg führen.

5.2 Biologische und Operative Grenzen des Hundes und des Teams – Die menschliche und tierische Komponente

Die Leistungsfähigkeit eines Mantrailing-Teams ist nicht nur von externen Umweltbedingungen, sondern auch von der individuellen biologischen Verfassung des Hundes und der operativen Kompetenz des Hundeführers abhängig.

  • Tagesform und Gesundheitszustand des Hundes: Hunde sind Lebewesen und unterliegen – wie Athleten – Schwankungen in ihrer physischen und psychischen Verfassung. Müdigkeit, leichte Erkrankungen (z.B. leichte Infektionen, Magen-Darm-Probleme), Schmerzen, Stress (z.B. durch Lärm, unbekannte Umgebung) oder hormonelle Zyklen (bei Hündinnen) können die Konzentration, Motivation und damit die Suchleistung signifikant beeinträchtigen [63]. Ein verantwortungsbewusster Hundeführer muss diese Faktoren erkennen und gegebenenfalls den Einsatz abbrechen. Ein Misserfolg kann hier entstehen, wenn ein Hundeführer die eingeschränkte Leistungsfähigkeit seines Hundes nicht erkennt und den Einsatz fortsetzt, was zu ungenauen oder falschen Spuren führen kann, die dann keine validen Ermittlungsansätze liefert.
  • Trainingsstand, Erfahrung und Kontinuität des Trainings: Die Leistungsfähigkeit eines Mantrailing-Teams hängt maßgeblich von der Qualität und Intensität der Ausbildung des Hundes und des Hundeführers ab [64]. Ein gut ausgebildetes Team hat gelernt, mit Ablenkungen umzugehen, schwierige Untergründe zu bewältigen und subtile Anzeichen einer Geruchsspur zu interpretieren. Kontinuierliches, realistisches Training unter wechselnden und schwierigen Bedingungen ist unerlässlich, um die Fähigkeiten des Teams zu erhalten und zu verbessern. Ein unerfahrenes Team wird schneller an seine Grenzen stoßen als ein routiniertes. Die Fähigkeit zur Generalisierung der gelernten Fähigkeiten auf neue Umgebungen und Gerüche ist ein Zeichen eines hochwertigen Trainings. Fehlinterpretationen der Hundesignale oder ein mangelndes Management von Ablenkungen durch unzureichendes Training sind häufige Ursachen für Misserfolge, da der Hund entweder die Spur verliert oder der Hundeführer die richtigen Signale nicht erkennt.
  • Motivation und Ablenkung: Hunde sind durch positive Verstärkung motiviert. Eine fehlende oder ineffektive Belohnung (z.B. durch mangelnde Trainingsqualität oder unzureichende Motivation des Hundeführers) kann die Suchleistung mindern. Zudem können starke Ablenkungen in der Umgebung (z.B. Wild, andere Hunde, interessante Futtergerüche, menschliche Interaktion, Lärm) die Konzentration des Hundes auf die Zielspur massiv beeinträchtigen [65]. Der Hundeführer muss in der Lage sein, den Hund zu lenken und seine Aufmerksamkeit auf die Aufgabe zu halten. Ein unmotivierter oder leicht ablenkbarer Hund wird seltener zum Erfolg führen, besonders in komplexen Einsatzgebieten.
  • Kognitive Grenzen: Obwohl Hunde erstaunliche olfaktorische Fähigkeiten besitzen, sind sie keine menschlichen Problemlöser. Sie können keine logischen Schlussfolgerungen ziehen, keine Hypothesen bilden oder komplexe Situationen analysieren, wie es ein Mensch tun würde [66]. Sie folgen ausschließlich der wahrgenommenen Geruchsspur. Wenn die Spur abreißt (z.B. durch einen Fahrzeugwechsel) oder durch Umweltfaktoren so stark verfälscht ist, dass der Hund sie nicht mehr differenzieren kann, ist er an seine kognitive Grenze gestoßen. Der Hund kann dann nicht „raten“ oder strategisch nach einer Fortsetzung der Spur suchen. Dies führt unweigerlich zu einem Misserfolg, wenn die Spur aus diesen Gründen nicht mehr verfolgbar ist.

5.3 Rechtliche und Forensische Grenzen – Die Beweiswürdigung und ihre Fallstricke

In der Strafverfolgung ist der Beweiswert von Mantrailing-Ergebnissen ein komplexes und oft kontroverses Thema, das strengen juristischen Prüfungen unterliegt. Die Akzeptanz vor Gericht erfordert nicht nur die technische Kompetenz des Teams, sondern auch eine hohe Transparenz und wissenschaftliche Fundierung des Einsatzes.

  • Mantrailing als Indizienbeweis, nicht als Alleinbeweis: Die vorherrschende Rechtsauffassung in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, ist, dass ein Mantrailing-Ergebnis allein in der Regel nicht ausreicht, um eine Verurteilung zu stützen [30]. Es ist ein starkes Indiz, das Ermittlungsansätze liefern kann (z.B. die Lokalisierung eines Tatortes, eines Fluchtwegs oder eines potenziellen Verdächtigen), aber es muss durch weitere objektive Beweismittel (z.B. DNA-Analyse, Fingerabdrücke, Zeugenaussagen, Videoüberwachung, Alibis) erhärtet werden [31]. Das Mantrailing gibt an, wo sich eine Person mutmaßlich aufgehalten hat, nicht, was sie dort getan hat oder ob sie eine Straftat begangen hat. Das deutsche Strafprozessrecht sieht hier eine detaillierte Prüfung der „Sachverständigenbeweise“ und ihrer Einordnung in die Gesamtbeweiskette vor [67]. Die Indizienkette muss geschlossen sein und keine vernünftigen Zweifel zulassen. Ein Misserfolg im juristischen Sinne tritt ein, wenn ein Mantrailing-Ergebnis als alleiniges oder primäres Beweismittel vorgebracht wird und von Gerichten wegen mangelnder Eindeutigkeit oder unzureichender Untermauerung durch weitere Beweise abgewiesen wird.
  • Fehlerquellen und Interpretationsspielraum – Minimierung durch Standards: Die Zuverlässigkeit eines Mantrailing-Ergebnisses kann durch verschiedene Fehlerquellen beeinträchtigt werden:
    • Clever-Hans-Effekt (Observer-Expectancy Effect): Dies ist die Gefahr, dass der Hundeführer – ob unbewusst oder bewusst – subtile Signale an den Hund sendet (z.B. durch Körpersprache, Leinenzug, Blickrichtung), die dessen Verhalten beeinflussen und zu einem vermeintlich „richtigen“ Ergebnis führen, das den Erwartungen des Hundeführers entspricht [68]. Dieses Phänomen wurde bereits im frühen 20. Jahrhundert durch Oskar Pfungst (1907) in seiner Studie über den „Klugen Hans“ wissenschaftlich untersucht und ist ein Standardthema in der Verhaltensbiologie und Psychologie [69]. Um dies zu minimieren, sind streng standardisierte Vorgehensweisen und, wo immer möglich, Verblindung des Hundeführers (d.h., er kennt den wahren Spurverlauf nicht) im Einsatz unerlässlich [54]. Historische Misserfolge, wie der Fall des „Klugen Hans“, verdeutlichen, wie wichtig doppelblinde Studien und streng standardisierte Vorgehensweisen sind, um diese Fehlerquelle zu vermeiden. Ohne entsprechende Maßnahmen ist die Gefahr von Fehlinterpretationen der Hundeleistung hoch, was zu falschen Ermittlungsansätzen oder gerichtlichen Abweisungen führen kann.
    • Kontamination des Referenzgeruchs: Wenn der Geruchsgegenstand (z.B. getragenes Kleidungsstück, Zahnbürste) nicht sauber isoliert wurde und von mehreren Personen angefasst wurde, kann der Hund eine „Mischspur“ verfolgen oder eine falsche Spur aufnehmen, die nicht der der Zielperson entspricht [70]. Dies unterstreicht die absolute Notwendigkeit einer akribischen Spurensicherung des Geruchsreferenzpunktes, um eine saubere Chain of Custody zu gewährleisten. Dies ist eine häufige Ursache für Fehlspuren und damit für Misserfolge im Einsatz, da der Hund eine nicht relevante Spur verfolgt.
    • Fehlinterpretation des Hundeverhaltens: Der Hundeführer muss das Verhalten seines Hundes genau kennen und richtig interpretieren können [71]. Ein scheinbares „Anzeigen“ einer Person oder eines Objekts könnte auch ein Ablenkungsverhalten, ein Interesse an einem anderen Geruch oder ein Signal für eine erwartete Belohnung sein, das fälschlicherweise als Anzeige der Spur interpretiert wird. Eine fundierte Ausbildung und Erfahrung sind hier entscheidend. Unerfahrene Hundeführer können hier zu falschen Schlüssen kommen, die einen Einsatz in die Irre führen und letztlich zu einem Misserfolg führen, da die tatsächliche Spur nicht gefunden wird.
  • Notwendigkeit einer lückenlosen und transparenten Dokumentation: Für die forensische Verwertbarkeit ist eine detaillierte, protokollierte und lückenlose Dokumentation jedes Mantrailing-Einsatzes von höchster Bedeutung [72]. Diese Dokumentation muss alle relevanten Parameter umfassen, um die Nachvollziehbarkeit, Objektivität und Glaubwürdigkeit des Einsatzes zu gewährleisten:
    • Datum, Uhrzeit, genauer Ort und Dauer des Einsatzes.
    • Detaillierte meteorologische Bedingungen zum Zeitpunkt des Einsatzes (Temperatur, Windrichtung und -stärke, Niederschlag, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung).
    • Genaue Beschreibung des Geruchsgegenstandes (Art, Herkunft, wie gesichert) und dessen Chain of Custody.
    • Identität des Hundes und Hundeführers, einschließlich deren aktueller Trainingsstand, Zertifizierungen und regelmäßiger Überprüfungen der Leistungsfähigkeit.
    • Exakter Spurverlauf mit detaillierten GPS-Daten, präzisen Skizzen, Fotos und/oder Videos vom gesamten Verlauf.
    • Detaillierte Beschreibung des Hundeverhaltens (z.B. Anzeigeverhalten, Abbrüche, Unsicherheiten, Ablenkungen, Tempoänderungen).
    • Liste der anwesenden Personen am Einsatzort und deren Rolle.
    • Alle relevanten Beobachtungen und Auffälligkeiten während des Einsatzes (z.B. Hindernisse, Kreuzungen mit anderen Wegen, Veränderungen des Untergrunds, starke Umgebungsgerüche). Die Bedeutung einer umfassenden und standardisierten Dokumentation für die Beweiskette wird in jedem forensischen Lehrbuch betont, z.B. von Saferstein (2011) [73]. Misserfolge in der gerichtlichen Verwertbarkeit treten oft auf, wenn die Dokumentation unzureichend oder lückenhaft ist und somit die Nachvollziehbarkeit und Glaubwürdigkeit des Einsatzes nicht gewährleistet werden kann.
  • Sachverständigengutachten: In komplexen Gerichtsverfahren, insbesondere wenn Mantrailing-Ergebnisse eine zentrale Rolle spielen oder umstritten sind, kann die Einholung eines Sachverständigengutachtens zur Bewertung der Einsatzumstände, der Ausbildung des Hundes und der Interpretation der Ergebnisse notwendig sein [74]. Die Rechtsprechung, insbesondere des Bundesgerichtshofs (BGH) in Deutschland, hat hierzu Grundsätze entwickelt, die die Anforderungen an die Zuverlässigkeit von Spürhunden und die Qualifikation der Sachverständigen betreffen [75]. Der Sachverständige muss die Methode, die individuellen Fähigkeiten des Hundes und die Einhaltung der Standards kritisch beurteilen können. Ein Misserfolg liegt vor, wenn das Gutachten die Zuverlässigkeit des Spürhundes oder die Einhaltung der Standards in Frage stellt, was zur Nichtverwertbarkeit der Spur führen kann.

6. Historische Erfahrungen und ihr Einfluss auf die heutige Arbeit

Die Entwicklung und Etablierung des Mantrailings als forensisches und rettungsdienstliches Instrument wurde maßgeblich von den Erfahrungen verschiedener Nationen geprägt. Insbesondere die Nutzung von Geruchsspuren in den ehemaligen Ostblockstaaten, allen voran der DDR, sowie die fortschrittliche Anwendung in den USA und anderen westlichen Ländern haben zu den heutigen Methoden beigetragen.

6.1 Die Staatssicherheit der DDR: Ein frühes und umstrittenes Kapitel der Geruchsidentifizierung

Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und insbesondere ihr Ministerium für Staatssicherheit (MfS) spielte eine fragwürdige, aber historisch bedeutende Rolle bei der Erforschung und Anwendung der Geruchskonservierung und -identifizierung zu Überwachungszwecken. Bereits in den 1960er Jahren begann das MfS mit der systematischen Anlage von sogenannten „Geruchskonserven“ (auch „Geruchsproben“ oder „Geruchskarten“) von politisch missliebigen Personen, Verdächtigen und später auch Opfern von Straftaten.

Die Staatssicherheit (MfS) der DDR nutzte Personenspürhunde, insbesondere hochtrainierte Schäferhunde, in einem systematischen und perfiden Überwachungssystem zur Kontrolle und Verfolgung ihrer Bürger. Dies geschah in enger Verbindung mit der Zentralisierung des Hundewesens in der DDR, das als Beitrag zum „Aufbau des Sozialismus“ gesehen wurde.

  • Die Zentralisierung des Hundewesens: Das Hundewesen in der DDR, einschließlich Zucht und Ausbildung, wurde zentralisiert und unterlag staatlicher Kontrolle. Rassehundevereine wurden eingeschränkt und dem staatlichen Nützlichkeitsanspruch untergeordnet. Leistungszucht war dabei wichtiger als Schönheitszucht. Dies schuf die Basis für eine gezielte Zucht von Hunden mit den gewünschten olfaktorischen Fähigkeiten.
  • Beschaffung und Ausbildung der Hunde: Die Ausbildung der Dienst- und Spürhunde für Polizei, Grenzschutz und das MfS erfolgte in speziellen Schulen, die dem Ministerium des Innern unterstanden. Eine der potentesten Einrichtungen war die Spezialschule in Pretzsch. Hier wurden die Hunde darauf trainiert, Geruchsproben von Personen zu erkennen und zu differenzieren. Dies umfasste die Fähigkeit, selbst kleinste Geruchsspuren aufzunehmen und mit Vergleichsproben abzugleichen. Diese Schulung erfolgte unter strikter Kontrolle und nach strengen, wenngleich aus heutiger Sicht nicht immer wissenschaftlich fundierten, Protokollen zur Geruchsdifferenzierung.
  • Systematische Sammlung von Geruchsproben („Geruchskonserven“): Eine der berüchtigtsten Methoden war die systematische Sammlung und Katalogisierung von Geruchsproben von potentiellen Regimegegnern. Diese Gerüche wurden in sogenannten „Geruchskonserven“ in Weckgläsern oder ähnlichen Behältnissen über Jahre hinweg eingelagert. Die Methode der Geruchsabnahme war oft konspirativ: Dies konnte durch das Beschaffen von Gegenständen aus dem unmittelbaren Besitz einer Person geschehen (z.B. Kleidung, Schriftstücke) oder durch direkte, oft unbemerkte Berührung mit einem präparierten Tuch. Auch bei Verhaftungen wurden die Kleider der Festgenommenen systematisch für Geruchsproben gesichert.
  • Zuständige Abteilung: Zuständig für die Beschaffung und Auswertung von Geruchsspuren war maßgeblich das Referat 2 der Hauptabteilung XX des MfS. Diese Abteilung war unter anderem für die Überwachung des Kulturbereichs, der Medien und insbesondere für die Bekämpfung des politischen Untergrunds und der Opposition zuständig, was den politischen Missbrauch dieses Instruments unterstreicht.
  • Einsatzbereiche und Methoden der Personenspürhunde: Die Hauptaufgabe der Personenspürhunde war die Identifizierung und Verfolgung von Personen. Anhand der eingelagerten Geruchsproben konnten die Hunde eingesetzt werden, um die Spuren von „Verdächtigen“ aufzunehmen und diese aufzuspüren. Die Ergebnisse des Hunde-Einsatzes dienten als „Beweismittel“ im Rahmen der operativen Arbeit des MfS. Dies umfasste die Untersuchung von Tatorten (z.B. bei politischen Aktionen wie dem Anbringen von Wandparolen), die Fahndung nach Flüchtigen und die Bestätigung von Verdachtsmomenten. Speziell trainierte „Differenzierungshunde“waren in der Lage, aus mehreren Geruchsproben die gesuchte herauszufiltern.
  • Wissenschaftliche und rechtliche Kontroversen (aus heutiger Sicht): Aus heutiger wissenschaftlicher und forensischer Sicht ist die Beweiskraft der Geruchskonserven des MfS höchst umstritten. Es mangelte an unabhängiger Validierung, die den heutigen wissenschaftlichen Standards entspricht (z.B. doppelblinde Studien). Die Gefahr der Kontamination bei der Probennahme war immens. Der Missbrauchspotenzial war ebenfalls hoch, da die Anwendung ohne rechtsstaatliche Kontrolle erfolgte und primär der politischen Verfolgung diente. Der Clever-Hans-Effekt und die suggestive Wirkung des Hundeführers auf den Hund können hierbei nicht ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse wurden oft als „Beweis“ in politischen Prozessen herangezogen, was aus heutiger Sicht als eklatantes Beispiel für den Missbrauch wissenschaftlich ungesicherter Methoden durch ein repressives System gilt. Die Unzuverlässigkeit der MfS-Geruchskonserven und die fehlende wissenschaftliche Grundlage führten in zahlreichen Fällen zu Fehlurteilen und ungerechtfertigten Verurteilungen, was als gravierender Misserfolg der geruchsgestützten Beweisführung in einem undemokratischen System betrachtet werden muss.
  • Einfluss auf die heutige Arbeit: Trotz der negativen historischen Konnotationen bot die Stasi-Praxis unbeabsichtigt erste Einblicke in die Herausforderungen der Geruchskonservierung und -analyse. Die heutigen Mantrailing-Standards in Deutschland und international sind gerade auch eine Reaktion auf diese Erfahrungen. Sie betonen die Notwendigkeit von akkribischer Spurensicherung, standardisierten, transparenten Einsatzprotokollen, strengen Validierungsstudien und einer klaren rechtlichen Einordnung als Indiz, niemals als Alleinbeweis. Die Geschichte der Stasi-Geruchsproben dient heute als mahnendes Beispiel dafür, wie wichtig wissenschaftliche Integrität und rechtsstaatliche Prinzipien im Umgang mit forensischen Methoden sind. Die Ablehnung von „Geruchsgutachten“ nach Stasi-Manier durch die deutsche Justiz ist eine direkte Konsequenz dieser Erkenntnisse.

6.2 Nutzung in den USA und anderen einflussreichen Nationen – Wegbereiter der modernen Praxis

Während die DDR einen spezifischen, wenn auch fragwürdigen, Pfad der Geruchsanalysen beschritt, entwickelten sich in den USA und anderen westlichen Ländern parallel dazu die Grundlagen des modernen Mantrailings, primär für polizeiliche und rettungsdienstliche Zwecke.

  • Frühe Entwicklung in den USA: Die USA gelten als eine der Pioniernationen im Bereich des modernen Mantrailings. Bereits in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde die Idee der Verfolgung menschlicher Geruchsspuren durch Hunde systematisch erforscht und in der Polizeiarbeit integriert. Die Erfahrungen aus der Verfolgung von Flüchtlingen, entflohenen Sträflingen und später vermissten Personen trugen zur Verfeinerung der Methoden bei. Hundeschulen und Ausbildungszentren, oft in Verbindung mit Sheriff-Abteilungen oder State Patrols, entwickelten spezialisierte Trainingsprogramme.
  • Bedeutende Persönlichkeiten: Namen wie William Syrotuck mit seinem Standardwerk „Scent and the Scenting Dog“ (1972) haben das Verständnis für Geruchsdynamik und Hundeausbildung maßgeblich geprägt [43, 57]. Die Federal Bureau of Investigation (FBI) und andere Bundesbehörden integrierten frühzeitig K9-Einheiten mit spezialisierten Trailing-Hunden in ihre operativen Strategien zur Verbrechensbekämpfung und Terrorismusabwehr.
  • Fokus auf den Individualgeruch: Im Gegensatz zu genereller Flächensuche lag der Fokus von Anfang an auf der Verfolgung eines spezifischen Individualgeruchs, was die Abgrenzung zu anderen Suchhunddisziplinen klar machte.
  • Internationale Verbreitung und Anpassung: Die Praktiken aus den USA wurden im Laufe der Zeit von anderen Ländern übernommen und an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst.
    • Europa: In Europa, insbesondere in Deutschland, Österreich, der Schweiz, aber auch in Großbritannien und den Niederlanden, hat sich Mantrailing seit den 1990er Jahren stark verbreitet. Ursprünglich oft von privaten Initiativen und Rettungshundestaffeln getragen, wurde es zunehmend auch von polizeilichen Kräften adaptiert. Die europäischen Länder haben oft strengere rechtliche Rahmenbedingungen für die Verwertbarkeit von Spürhundbeweisen eingeführt, was eine stärkere wissenschaftliche Fundierung und Standardisierung erforderte.
    • Kanada und Australien: Auch in diesen Ländern werden Mantrailing-Teams von Polizei und Rettungsdiensten eingesetzt, wobei ähnliche Herausforderungen bezüglich Umweltbedingungen (weite, unbesiedelte Gebiete) und rechtlicher Anerkennung bestehen.
  • Einbeziehung forensischer Wissenschaften: Die Entwicklung des Mantrailings in den USA und später international profitierte stark von der zunehmenden Integration forensischer Wissenschaften.
    • Analytische Chemie: Fortschritte in der analytischen Chemie, insbesondere der Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS), ermöglichten ein besseres Verständnis der chemischen Zusammensetzung des menschlichen Geruchs und seiner Persistenz auf verschiedenen Oberflächen [44]. Diese Erkenntnisse flossen in die Ausbildung und Einsatzplanung der Hunde ein, indem sie ein realistischeres Bild der Geruchsdynamik vermittelten.
    • Verhaltensbiologie und Kognitionsforschung: Neuere Forschungen zur kognitiven Leistung von Hunden und zur mensch-tier-Beziehung (Human-Animal Interaction) haben dazu beigetragen, die Trainingsmethoden zu optimieren und die Interaktion zwischen Hundeführer und Hund zu verbessern, um Fehlerquellen wie den Clever-Hans-Effekt zu minimieren [52, 53, 68].
  • Standardisierung und Zertifizierung: Die Notwendigkeit der Standardisierung von Trainings- und Einsatzprotokollen sowie der Zertifizierung von Teams wurde in den USA und international früh erkannt, um die Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit der Mantrailing-Leistung zu gewährleisten. Organisationen wie die National Association for Search and Rescue (NASAR) in den USA oder die IRO weltweit entwickelten entsprechende Standards [33].

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die heutige Praxis des Mantrailings ist ein Produkt einer komplexen historischen Entwicklung. Die negativen Erfahrungen der Stasi-Praxis unterstrichen die Notwendigkeit wissenschaftlicher Kontrolle und rechtsstaatlicher Einbettung, während die positiven Entwicklungen in den USA und anderen westlichen Ländern die operativen Fähigkeiten und die wissenschaftliche Fundierung vorantrieben. Dieser interdisziplinäre Austausch und die ständige Weiterentwicklung sind entscheidend für die zukünftige Optimierung dieser wertvollen Methode.

7. Fazit und Ausblick: Optimierung durch Wissenschaft und Standardisierung

Mantrailing ist ein hoch spezialisiertes und äußerst wertvolles Instrument in der modernen Strafverfolgung und Gefahrenabwehr. Seine einzigartige Fähigkeit, die menschliche Geruchsspur zu verfolgen, ermöglicht Erfolge, die mit konventionellen Suchmethoden oft unerreichbar wären, und in Ausnahmefällen sogar über sehr lange Spuralter hinweg. Es ist ein hervorragendes Instrument zur Gewinnung von Erstinformationen, zur Eingrenzung von Suchgebieten und zur Generierung von entscheidenden Ermittlungsansätzen.

Um die Effektivität und Akzeptanz des Mantrailings weiter zu steigern und seinen Platz als integraler Bestandteil polizeilicher und rettungsdienstlicher Arbeit nachhaltig zu festigen, sind jedoch kontinuierliche Anstrengungen erforderlich, die auf wissenschaftlicher Fundierung und methodischer Standardisierung basieren:

  • Intensivierung der wissenschaftlichen Forschung: Es bedarf weiterer, rigoroser doppelblinder Studien, um die genauen Mechanismen der Geruchsdifferenzierung beim Hund, die Langzeitpersistenz von Geruchsspuren unter verschiedenen Bedingungen und die Auswirkungen von Kontaminationen detailliert zu erforschen. Die Entwicklung von validen physikalisch-chemischen Modellen zur Vorhersage der Spuralterung und -qualität wäre ein großer Fortschritt für die Einsatzplanung und die Bewertung der Beweiskraft. Die Zusammenarbeit zwischen Hundeforschung (Ethologie, Neurobiologie), Umweltwissenschaften (Atmosphärenchemie, Meteorologie) und Forensik (Geruchsanalyse, Kriminaltechnik) ist hierbei entscheidend, um ein umfassendes Verständnis zu entwickeln.
  • Standardisierung von Ausbildung und Einsatzprotokollen: Die Implementierung einheitlicher, wissenschaftlich fundierter Ausbildungsstandards für Mensch und Hund sowie klar definierte, detaillierte Einsatzprotokolle sind von größter Bedeutung, um die Qualität und Nachvollziehbarkeit der Mantrailing-Einsätze zu gewährleisten und Fehlerquellen zu minimieren. Regelmäßige, unabhängige Zertifizierungen und Re-Evaluierungen der Teams sind hierbei unerlässlich, um eine konstante Leistungsfähigkeit und die Einhaltung höchster Standards zu sichern.
  • Erhöhung der Transparenz und Objektivität: Eine transparente Kommunikation über die Fähigkeiten und klaren Grenzen des Mantrailings ist essenziell, sowohl intern bei den Behörden als auch gegenüber der Öffentlichkeit und dem Rechtssystem. Dies beinhaltet eine realistische Einschätzung der Erfolgsquoten und die Anerkennung, dass es sich um ein Indizienbeweismittel handelt, das immer im Kontext weiterer objektiver Beweise betrachtet werden muss. Die klare Trennung von operationalen Erfolgen im Einsatz und der gerichtlichen Verwertbarkeit der Ergebnisse ist von höchster Relevanz.
  • Interdisziplinärer Austausch und Wissensintegration: Ein noch engerer Dialog zwischen Praktikern (Hundeführer, Trainer), Wissenschaftlern (Biologen, Chemiker, Neurobiologen, Ethologen) und Juristen (Staatsanwälte, Richter, Verteidiger) ist notwendig. Ziel muss es sein, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die praktische Anwendung zu integrieren, die Ausbildung zu optimieren und die rechtliche Bewertung von Mantrailing-Ergebnissen auf eine noch solidere und evidenzbasierte Grundlage zu stellen. Nur durch diesen kontinuierlichen Austausch kann das volle Potenzial des Mantrailings ausgeschöpft und gleichzeitig seine Grenzen verantwortungsvoll beachtet werden.

Mantrailing wird in absehbarer Zukunft ein unersetzliches Werkzeug im Portfolio der Such- und Ermittlungsmethoden bleiben. Seine Stärke liegt in der Ergänzung und Unterstützung anderer Verfahren. Ein aufgeklärtes Verständnis seiner wissenschaftlichen Grundlagen und eine realistische Einschätzung seiner Grenzen werden dazu beitragen, sein volles Potenzial verantwortungsvoll und effektiv zum Wohle der Gesellschaft zu nutzen.

8. Referenzen

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